In meinem Bekanntenkreis gibt es solche und solche, nämlich diejenigen, die man mit einem Handschlag begrüßt und diejenigen, die sich lediglich ein freundliches "Hallo" zuwerfen, ohne sich zu befummeln.
Einer der Erstkategoristen ist mein Kumpel Werner, ein Bulle von einem Menschen mit einer Hand, die vergleichbar mit der Kraft eines Schraubstockes ist. Gerne würde ich auch ihm nur ein freundliches "Hallo" entgegnen, doch wenn wir uns unverhofft treffen, ist seine Hand zum Gruße eher gereicht, als ich das Wort "Hallo" überhaupt aussprechen kann.
* [[Ich reiche ihm meine Hand|hand]]
Dann kommt dieser Moment, der in mir den ganzen Mann fordert: Werner's Händedruck gleicht dem einer Schrottpresse: unbarmherzig fest! Gnadenloses Pressing!!
"Na wie geht es, alter Haudegen", fragt er mich und zieht dabei eine grinsende Grimasse. Mit schmerzender Hand noch völlig benebelt, antworte ich "Gu--ut, gut, danke, und selbst?" Meine Arme sind mittlerweile hinter dem Rücken verschränkt, um die Gängigkeit meiner Fingergelenke unauffällig zu prüfen und den Schmerz rauszuschütteln.
Wir tauschen Worte aus, lachen, philosophieren über alles, was uns in den Sinn kommt. Der Nachteil solcher Gespräche ist es allerdings, daß diese irgendwann ein Ende haben.
Werner muß sich verabschieden!! Seiner offen entgegengehaltenen Pranke entnehme ich, dass mir ein neuerliches "Kambodscha" droht..
Was tun? Die dargebotene Hand ausschlagen?
Was ist verletzender: ihn, einen alten Freund, zu kompromittieren, indem ich meine Arme verschränkt halte, oder in den Handschlag einwillige, um für einen kurzen Moment das Gefühl zu haben, ein 30-Tonnen-Lkw rollt gleich mehrfach über meine Hand?
* [[Ich reiche ihm meine nur allzu verletzbare (dennoch halbwegs intakte) Hand|hand2]]
* [[Ich halte meine Hand ängstlich zurück und versuche seinem Blickfeld zu entrinnen|??]]Echt jetzt????!!!
Hast Du Angst zu Versagen oder Angst einen kleinen Erfolg einzustreichen?
* [[pure Angst!!|Start]]
* [[Ich komme mit der Situation einfach nicht klar!|Start]]
* [[was willst Du eigentlich??|Start]]
* [[Hau ab!!!|Start]]
* [[Déjà-vu|Start]]Hmmm, Werner ist ja eigentlich ein patenter, netter Kerl.
Also entscheide ich mich für "Kambodscha"!
Und wieder dieses Pressing!! Innerlich sterbe ich 1000 Tode vor Schmerz, aber nach außen lasse ich mir nichts anmerken! Kambodscha-Kämpfer sind einfach nur Helden..
* [[Ich warte bis Werner hinter der nächsten Ecke verschwunden ist|hand3]]Nun kann ich dem aufgestauten Schmerz endlich freien Lauf lassen. Weia, ist meine Hand gerötet, warm wie ein frisch gegrilltes Kotelett!
Ich mache zig-fache Bewegungen, in der Hoffnung, daß auch nur einer meiner Finger wiederzubeleben ist. Wild schüttlend versuche ich, das durch den Händedruck verdrängte Blut in meine letzten Fingerspitzen zurück zu bekommen. Passanten blicken mich auf der Straße ungläubig und mitleidvoll an.
Wie der Zufall es will, entdecke ich in einer Zeitschrift Tage später einen Bericht "über das gute Benehmen", den irgendeine "Gräfin zu Fallersburg" verfasst hatte.
* [[Ich lese diesen Bericht|Bericht]]Hier beschreibt diese edle Lady der hohen Lebenskunst u.a., daß man beim Händedruck die Hand des anderen nicht zu "weit" greifen (Daumennaehe), sondern mehr auf Handteller-"höhe" bleiben sollte. Was für ein Blödsinn, denke ich...
Doch...
dann kommt ein Absatz, der mir eine neue Erkenntnis lehrt: Greifen Sie auch nicht zu sehr auf Fingerebene, weil sie ihrem Gegenüber möglicherweise schmerzen könnten...
Das ist also der Trick!!!
* [[das muss ich austesten!...|Bericht2]]So sehr mir das auch in der Seele weh tat, mußte ich diesen Rat austesten, und mein erstes Opfer suchte ich mir mit Rainer aus, ein Arbeitskollege aus der 5. Etage. Wir verstehen uns eigentlich blendend! Bis gestern zumindest...
Ich traf ihn auf dem Flur zur Kantine, reichte ihm meine Hand zum Gruße. Noch ahnte er nichts von seinem bevorstehenden Pech, als er auch mir die Hand entgegenstreckte. Ein schneller Griff von mir auf Höhe seiner Fingeransätze verhinderte, daß er, falls er den Artikel der "Gräfin zu Fallersburg" auch gelesen haben sollte, mir zuvorkommen konnte.
Und so kam es dann, dass ich das Pressing begann, zunächst noch leicht, dann erhöhte ich die ATUE-Rate zusehends. Ich merkte, wie sein Gesicht zu kämpfen begann, den Schmerz zu verbergen - er hatte keine Chance, gegenzupressen, denn ich hatte ihn sprichwörtlich besser "in der Hand". In Gedanken an Werner konnte ich nachempfinden, was in meinem Arbeitskollegen nun vorging und ich muss zugeben, dass ich mit einer klammheimlichen Freude das Pressing erhöhte. "Na wie geht's, Du alter Haudegen!" sprach ich Rainer an und erfreute mich seines schmerzverzerrten Gesichtes "...siehst schlecht aus!" fügte ich hinzu...
* [[Tage später|hand4]]Neulich traf ich übrigens auch Werner wieder, diesem Bullen von Mensch, er kam geradewegs auf mich zu. Er streckte mir wieder seine Hand entgegen und im inneren sprach die "Gräfin zu Fallersburg" zu mir. Wie vom Blitz getrieben ergriff ich seine "Baggerschaufel" und ich hatte Glück - auf Höhe seiner Fingeransätze umklammerte ihn nun meine nach "Rache für Kambodscha" sinnende Kralle.
* [[weiter...|hand5]]Nun hatte ich Werner am Kanthaken!! Nun sollte er mal endlich (wenn auch in aller Freundschaft) spüren, wie es ist, wenn ein doppelstöckiger Reisebus auf seiner Handfläche "einparkt". Wenngleich sich nun alles in Sekundenbruchteilen abspielen würde, so wollte ich SEIN "Waterloo" mit jeder 10-tel Sekunde auskosten! Und ich begann das Pressing!
Erst leicht, um ihn in Sicherheit zu wiegen, doch dann erhöhte ich stetig... "Na wie geht's, alter Haudegen?" eröffnete ich meinen Triumphzug!
* [[weiter...|hand6]]
Aber was war das??
Keine Regung in seinem Gesicht, nicht ein Anzeichen von Schmerz in seinen Augen!!!
Ich drückte nun mit allem, was meine Hand hergab, spürte praktisch schon die Knochen unter seiner Haut (oder waren das meine eigenen??), aber nichts tat sich!! In Gedanken sah ich mich, wie ich meine zweite Hand zur Hilfe nahm! Ich sah mich im Gedanken an seinem Körper hochkletternd, um mich mit der abstützenden Kraft meiner beiden Beine das letzte an Druck herauszuholen...
* [[weiter...|hand7]]Werner zeigte keine Regung!
Im Gegenteil!
Er holte, wenn auch gewiss(!) nicht bewusst, zum "Gegenschlag" aus, drückte meine Hand freundlichst schüttelnd mit der Kraft eines Bisons! In diesem Moment wurde mir klar, "Kambodscha" ist keine Frage der Technik, sondern eine Frage der Kraft.
"Gut geht's, Alter", antwortete er nun auf meine Frage, die ich wenige Zehntelsekunden vorher gestellt hatte, "..aber Du siehst schlecht aus heute! Hoffe, Du bist nicht krank..". Meine Hand ist wieder warm wie ein Kotelett, schmerzgetränkt! Und ich überlege mir nun, ob ich mir einen Handexpander kaufen werde. Vielleicht kann ich die Kosten hierfür einer gewissen "Gräfin zu Fallersburg" im Wege des Schadensersatzes in Rechnung stellen..
* [[back home...|Start]]